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Lonari

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In der Rush Hour des Lebens auf dem Standstreifen mit Warnblinker unterwegs: #carearbeit zwischen fast erwachsener Tochter (15) und pflegebedürftiger Mama (86) - mit Partner of Crime T und #happythehavi 🐶. Job: Redakteurin@echtemamas

Vielleicht hast du dich in letzter Zeit öfter gefragt, ob das wirklich alles gewesen sein soll. Deine Kinder werden langsam erwachsen, die Karriere stagniert und im Spiegel siehst du die ersten grauen Haare. Blöde Frauenmagazine schreiben dir vor, welche Dinge du mit 40 nicht mehr machen solltest, (Dreirad fahren?, wie ich auf dem Header-Bild zum Beispiel). Und irgendwie hast du das Gefühl, für die Gesellschaft immer unsichtbarer zu werden?

Dann geht’s dir so wie mir 2019, als ich 40 wurde, und plötzlich Bock auf ein Cabrio hatte. Willkommen in der Midlife Crisis! Diese Phase trifft Frauen mindestens genauso häufig wie Männer, wird aber oft nicht als solche erkannt oder ernst genommen. So ging’s mir jedenfalls oft, wenn ich mit irgendwem darüber reden wollte: Ich wurde dafür belächelt. Aber genauso oft hörte ich: Mir geht’s genauso. Vielleicht hörte ich das sogar öfter.

Was ist eine Midlife Crisis?

Eine Midlife Crisis ist eine Zeit der Neuorientierung und Sinnsuche, die – auch bei Frauen – typischerweise zwischen 40 und 50 Jahren auftritt. Sie ist gekennzeichnet durch ein Gefühl der Unzufriedenheit mit dem bisherigen Leben und dem Wunsch nach Veränderung. Bei Frauen fällt sie oft mit dem – Achtung, böser Begriff – Beginn der Wechseljahre zusammen, was die Situation auch nicht gerade leichter macht.

Die Anzeichen: Wie äußert sich eine Midlife Crisis bei Frauen?

Ach, da gibt es so einige, typische Merkmale. Ich zähle mal auf, was mir so begegnet ist und wovon Freundinnen mir erzählt haben:

Unzufriedenheit mit dem Status quo: Du hinterfragst deine Lebensentscheidungen und fühlst dich in deinen Rollen als Partnerin, Mutter oder Berufstätige nicht so richtig zufrieden.

Verändertes Körpergefühl: Die ersten Anzeichen des Alterns wie Falten oder graue Haare verunsichern dich.

Wunsch nach Neuerfindung: Du träumst davon, alles hinzuschmeißen und neu anzufangen. Manche Frauen trennen sich in dieser Phase von ihrem langjährigen Partner oder wechseln den Job, oder sogar den Beruf.

Stimmungsschwankungen: Gefühle von Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit wechseln sich ab.

Eine Studie einer Wiener Gesundheitsorganisation ergab, dass zwei Drittel aller Frauen in den Wechseljahren unter leichten bis schweren psychischen und physischen Beschwerden leiden.

Das zeigt, wie weit verbreitet diese Erfahrungen sind.

Ursachen der weiblichen Midlife Crisis

Die Gründe für eine Midlife Crisis bei Frauen sind vielfältig:

Hormonelle Veränderungen: Die Wechseljahre bringen einen massiven hormonellen Umbruch mit sich, der sich auf Körper und Psyche auswirkt. Ich hatte plötzlich Haarausfall, Schlafprobleme (nie gekannt vorher!), Verdauungsstörungen, mein Zyklus veränderte sich, und ach ja – zwei eingefrorene Schultern („Frozen Shoulder“) und so weiter und so fort.

Veränderte Lebensumstände: Kinder ziehen aus, die Eltern werden pflegebedürftig, die Karriere stagniert. Kenne ich alles nur zu gut.

Verlust von Rollen: Wenn die Kinder selbstständig werden, fällt für viele Frauen eine wichtige Lebensaufgabe weg. Sie müssen sich neu definieren. Als mir klar wurde, dass L (15) demnächst auszieht und ernst macht mit diesem Erwachsenwerden, habe ich mir einen Hund angeschafft.

Konfrontation mit dem Alter: Die sichtbaren Zeichen des Alterns zwingen dich, dich mit deiner Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. So, nun ist es aber gut mit der Schwarzmalerei. Kommen wir doch mal lieber zu den…

Chancen der Midlife Crisis

So herausfordernd diese Phase auch sein mag, sie biete auch große Chancen für persönliches Wachstum und Neuorientierung, lese ich zu dem Thema immer wieder. Jaja, das muss man sich nur immer wieder sagen! Und nur keinen Druck! Ich versuche jedenfalls, mir die positiven Seiten der Midlife Crisis regelmäßig in Erinnerung zu rufen, wenn mir mal wieder nach der Anschaffung eines Cabrios oder eines Hundes zumute ist. Schauen wir mal auf die Punkte…

Selbstfindung: Du hast jetzt die Möglichkeit, dich auf dich selbst zu besinnen und herauszufinden, wer du wirklich bist und was du vom Leben willst. Ich denke seit Anfang 40 ständig darüber nach, aber dann kommen mir mein Alltag als Mutter oder Pflegende Angehörige dazwischen.

Neue Prioritäten: Viele Frauen entdecken in dieser Phase neue Interessen oder beleben alte Leidenschaften wieder. Ich habe mit Linedance angefangen – wollte ich schon ewig ausprobieren, und siehe da, ich liebe es.

Beziehungen neu gestalten: Du kannst deine Partnerschaften und Freundschaften auf eine neue, reifere Ebene heben. Das hab ich jedenfalls irgendwo gelesen. Halte ich für ein Gerücht, dass das so einfach geht.

Berufliche Neuorientierung: Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um deine Karriere in eine neue Richtung zu lenken oder dich selbstständig zu machen. Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht möchte ich mir auch einfach nur die Decke über den Kopf ziehen und gründe die Kopf-in-den-Sand GmbH.

Tipps für den Umgang mit der Midlife Crisis

Ich hab mal die gängigen Tipps zum Umgang mit der weiblichen Midlife Crisis gecheckt, die so im Umlauf sind – und möchte das Ergebnis an dieser Stelle, wenn auch nicht unkommentiert, präsentieren.

  1. Akzeptiere deine Gefühle: Es ist normal, in dieser Lebensphase Unsicherheit und Zweifel zu empfinden. Lass diese Gefühle zu – und lass sie wieder gehen. – Tatsächlich habe ich mir bei meiner morgendlichen Gassirunde mit dem Kindersatz-Hund angewöhnt, immer kurz innezuhalten und die negativen Gefühle, die mich an diesem Morgen begleiten, loszulassen. Stattdessen nehme ich positive Dinge, die mich an diesem Tag erwarten, entgegen. Ich kann ganz gut akzeptieren, dass diese negativen Emotionen da sind. Womit ich nicht leben kann, ist, wenn sie zu lange verweilen. Dieses Ritual hilft mir wirklich, sie gehen zu lassen.
  2. Reflektiere dein Leben: Nimm dir Zeit, um über deine Wünsche und Ziele nachzudenken. Was möchtest du in der zweiten Lebenshälfte noch erreichen? – Das halte ich auch für einen guten Rat. Seit ich 40 geworden bin, führe ich eine Art Wochenbuch – und das habe ich tatsächlich bis heute durchgezogen. Ich habe vorne Jahresziele stehen und setze mir immer einzelne Wochenziele. Letztere reiße ich natürlich auch gern mit dem Allerwertesten ein – aber die Jahresziele habe ich bisher kaum aus den Augen verloren und viel davon geschafft.
  3. Bleib aktiv: Sport und Bewegung können dein körperliches und seelisches Wohlbefinden erheblich verbessern – jajaja. Das wissen wir natürlich alle. Ich bin momentan noch in der Phase, in der selbst die einfachsten Yogaübungen höllisch weh tun (überall!) und ich mir immer wieder sagen muss – das wird besser, Ilona, gib nicht auf. Ich fühle mich wie ein eingerostetes, quietschendes Skelett. Aber ja, Sport ist wichtig. Osteoporose und so. Ich weiß! So ein Sch…
  4. Pflege soziale Kontakte: Tausche dich mit Freundinnen aus, die ähnliche Erfahrungen machen. Das kann sehr entlastend sein. – Oh ja. Hier ein dickes JA! Geteiltes Leid ist halbes Leid – diesen Rat unterstütze ich mit vollem Herzen.
  5. Sei offen für Neues: Probiere neue Hobbys aus, lerne eine Sprache oder reise an Orte, die du schon immer sehen wolltest. – Wie gesagt, Linedance. Das muss man sich aber auch alles erstmal leisten können, die tollen, neuen Hobbys und die Reisen. Sprachen habe ich genug gelernt, finde ich.
  6. Suche professionelle Hilfe: Wenn du das Gefühl hast, die Situation überfordert dich, zögere nicht, dir Unterstützung durch einen Coach oder Therapeuten zu holen – super wichtig! Nach dem harten Schicksalsschlag und all den Jahren voller Entbehrung habe ich mir einen Therapeuten gesucht, der sich den ganzen Salmon von mir anhört. Und ich rede offen mit allen darüber, die es nicht hören wollen – damit Seelentherapie irgendwann, eines schönen Tages, genauso selbstverständlich wird wie jeder andere Arztbesuch.

Die Sache mit den blöden Hormonen

Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren spielen eine zentrale Rolle in der Midlife Crisis vieler Frauen. Wie ich leider am eigenen Leib erfahren musste, kann der Rückgang von Östrogen und Progesteron zu wahrlich miesen, körperlichen Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen führen, aber auch die Stimmung und das psychische Wohlbefinden beeinflussen.

Es ist wichtig, diese hormonellen Aspekte ernst zu nehmen, ohne sie als alleinige Ursache für deine Gefühle abzutun. Und sich nicht von seinen Frauenärztinnen abwimmeln zu lassen, die mir erzählen wollten, ich sei mit Anfang 40 noch viel zu jung für die Vorstufe der Wechseljahre, die Prämenopause. Heute weiß ich: Auch dagegen kann man was unternehmen, man muss diese Beschwerden nicht einfach so hinnehmen. Das war eins meiner wichtigsten Gesundheits-Learnings in dieser Zeit.

Fazit: Alle sagen, ich soll die Midlife Crisis als Phase des Wachstums begreifen – aber ich bin einfach nur froh, zu überleben

Die Midlife Crisis bei Frauen ist eine komplexe und oft herausfordernde Lebensphase. Sie konfrontiert dich mit Veränderungen auf körperlicher, emotionaler und sozialer Ebene. Doch sie bietet auch die Chance, dein Leben neu auszurichten und persönlich zu wachsen, schreiben viele Medien zu dem Thema. Ich sage: Das stimmt schon.

Aber wisst ihr, was mich an diesen wunderbaren Ratschlägen wirklich stört?

Dass das auch noch von mir erwartet wird! Du befindest dich in einer Krise? Dann wachse daran! Bla. Bla. Bla.

Ganz ehrlich: Ich hatte weißgott genug Krisen und ja, irgendwie bin ich an allen im Endeffekt auch gewachsen. Aber kann es nicht auch einfach mal krisenfrei zugehen? Und darf ich eine Krise auch überstehen, ohne danach „zu leuchten“ oder „zu wachsen“? Darf ich auch einfach nur feiern, dass ich überlebt habe?

Seitdem der Vater meiner Tochter verstorben ist, als sie 12 war, sage ich zu all solchen „Wachse!!“- Ratschlägen: Einen Sch… muss ich. Nur überleben sollte ich nach Möglichkeit. Für mich und für sie. An all dem auch noch zu wachsen, ist auch so ein Luxus, den ich nervlich vielleicht gar nicht aushalte. Schön, wenn es eintrifft, dieses Wachstum. Aber fantastisch, wenn man einfach nur das Minimalziel (mit dem Titel: Ich bin noch hier!) erreicht hat.

Wenn es dir genauso geht, liebe Leserin, dann sage ich dir: Du bist nicht allein mit deinen Gefühlen. Mir geht’s genauso, und wir schaffen das. Wir haben schon ganz andere Dinge geschafft.

Du hast sicher schon einmal vom Gender Pay Gap gehört, der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Aber kennst du auch den Gender Care Gap? Diese weniger bekannte, aber ebenso wichtige Kennzahl zeigt auf, wie ungleich die unbezahlte Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern verteilt ist. Lass uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen.

Was ist der Gender Care Gap?

Der Gender Care Gap beschreibt den Unterschied in der Zeit, die Frauen und Männer für unbezahlte Sorgearbeit aufwenden. Dazu gehören Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Hausarbeit, die Pflege von Angehörigen und das Organisieren des Alltags[1]. Der Gender Care Gap wurde erstmalig als Indikator im 2. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung benannt.

Was sagt die Statistik zum Gender Care Gap?

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: In Deutschland beträgt der Gender Care Gap 44,3 Prozent. Das bedeutet, Frauen wenden durchschnittlich 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer[2]. In konkreten Zahlen ausgedrückt:

  • Frauen leisten täglich etwa 4 Stunden und 13 Minuten Sorgearbeit
  • Männer hingegen nur 2 Stunden und 46 Minuten

Das macht einen täglichen Unterschied von täglich etwa 87 Minuten aus[1].

Gender Care Gap zeigt sich besonders ausgeprägt in bestimmten Lebensphasen

Interessanterweise ist der Gender Care Gap nicht in allen Altersgruppen gleich stark ausgeprägt. Er erreicht seinen Höhepunkt bei den 34-Jährigen, wo er über 110,6 Prozent beträgt[1]. In dieser Altersgruppe leisten Frauen also mehr als doppelt so viel Care-Arbeit wie Männer.

Warum ist das so? In diesem Alter bündeln sich oft wichtige Lebensereignisse wie Berufseinstieg und Familiengründung. Die meiste Sorgearbeit fällt in Haushalten mit Kindern an, und es sind überwiegend die Frauen, die diese Aufgaben übernehmen[1].

Die Auswirkungen des Gender Care Gap

Du fragst dich vielleicht, warum der Gender Care Gap so wichtig ist. Die Antwort ist einfach: Er hat weitreichende Konsequenzen, besonders für Frauen.

Wirtschaftliche Nachteile:
Weil Frauen mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit aufwenden, haben sie weniger Zeit für Erwerbsarbeit. Das führt dazu, dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten oder ganz aus dem Beruf aussteigen. Die Folgen sind geringeres Einkommen, weniger berufliche Chancen und eine schlechtere Altersvorsorge[2].

Doppelbelastung:
Viele Frauen jonglieren zwischen Beruf und Familie. Sie arbeiten de facto mehr als Männer, wenn man bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammenrechnet[2]. Diese Doppelbelastung kann zu Stress und gesundheitlichen Problemen führen.

Verfestigung von Rollenbildern:
Der Gender Care Gap zementiert traditionelle Geschlechterrollen. Er suggeriert, dass Sorgearbeit „Frauensache“ sei, was es für Männer schwieriger macht, sich in diesem Bereich zu engagieren.

Besondere Herausforderungen in bestimmten Situationen

In manchen Familiensituationen ist der Gender Care Gap besonders ausgeprägt:

  • In Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern sind in 80 Prozent der Fälle die Mütter die Hauptbezugspersonen. Nur in 3 Prozent der Fälle übernehmen die Väter diese Rolle[1].
  • Mehr als die Hälfte der Mütter mit einem kranken Kind ist nur geringfügig beschäftigt oder arbeitet in Teilzeit, während 87 Prozent der Väter in Vollzeit arbeiten[1].

Von Carearbeit zu Carearbeit: Das Problem der Sandwich-Generation – zu der auch ich gehöre

Ein besonderes Augenmerk verdient die sogenannte Sandwich-Generation. Das sind Menschen, die gleichzeitig für ihre Kinder und ihre pflegebedürftigen Eltern sorgen müssen. Auch hier sind es oft die Frauen, die den Großteil der Sorgearbeit übernehmen[1].

In meinem Fall hieß das: Ich habe mit Ende 20 ein Kind bekommen. Als das so langsam in ein Alter kam, in dem ich wieder mehr hätte arbeiten können (sagen wir, ab der Grundschulzeit), wurden meine Eltern plötzlich pflegebedürftig. Für mich sah das so aus:

  • Jonglieren zwischen Kind in Hamburg, Eltern in Düsseldorf und Job in Lübeck
  • Meinen Vollzeitjob auf Teilzeit runtersetzen, um allem irgendwie gerecht zu werden
  • Ab 2015 war ich 9 Jahre lang mit der Pflege meiner Eltern im „Zusatznebenjob“ beschäftigt
  • Die letzten 7 Jahre habe ich neben meinem eigenen Haushalt auch den meiner Eltern geführt
  • Ich habe nicht nur auf Freizeit und Urlaube verzichtet, sondern auch auf Geld und mein Fortkommen in meinem eigentlichen Job. Und auf Rente.

Habe ich den Gender Care Gap in meinem Leben kommen sehen?

Jein. Natürlich habe ich es geahnt, aber ich habe – wie viele Menschen wahrscheinlich – die Augen davor verschlossen. Dabei ist es so wichtig, schon vorher hinzusehen. Und sich schon vorher innerhalb der Familie zu überlegen, wer im Falle eines Falles welchen Anteil dieser zusätzlichen Care-Arbeit übernimmt. Ich bin Einzelkind, bei mir gab es nicht viel aufzuteilen, als meine Eltern pflegebedürftig wurden.

Leider Fakt: Ich sehe so viele Frauen in meinem Umkreis, die vom einen auf den anderen Tag plötzlich Eltern oder Schwiegereltern pflegen, während sie selbst in diesem berühmten „besten Alter“ sind, in dem man doch eigentlich gerade ENDLICH beruflich vorankommen wollte.

Halten wir uns das doch nochmal vor Augen: Viele dieser Frauen haben ihre Erwerbstätigkeit jahrelang zugunsten der Familie und der Kinder runtergeschraubt und möchten langsam wieder ihre Stunden aufstocken – und genau in diesem Moment steht die Pflege der Elterngeneration an.

Die irgendjemand leisten muss.

Denn: Bei Pflegegrad 3 kostet eine vollstationäre Pflege immer noch 2.800 Euro Eigenanteil im Monat. Hart ausgedrückt…

Die Mutti der Familie ist da die billigere Arbeitskraft.

Es sind einfach immer die Mütter. Ich kenne selbst in meiner aufgeklärten, halbwegs gleichberechtigt agierenden Bubble keine Männer, die ihre Eltern pflegen und dafür in Teilzeit gehen, um sich offiziell als Pflegende Angehörige registrieren zu lassen (Stichwort: Rentenansprüche sichern).

Es bleibt einfach immer den Frauen überlassen, diese Form der Care-Arbeit „nebenbei“ mitzuwuppen. Und die ganzen, oben genannten Nachteile dafür in Kauf zu nehmen.

Wir muten als Gesellschaft den Frauen zu, durch geringere Erwerbstätigkeit noch weniger für ihr eigenes Alter vorzusorgen und sich stattdessen um das Altern der Angehörigen zu kümmern.

Was können wir alle gegen den Gender Care Gap tun?

Um den Gender Care Gap zu verringern, braucht es meiner Ansicht nach Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen:

Gesellschaftlicher Wandel:
Wir müssen traditionelle Rollenbilder hinterfragen und eine gleichmäßigere Verteilung der Sorgearbeit als normal betrachten.

Politische Maßnahmen:
Die Politik kann Anreize schaffen, damit sich Männer stärker in die Care-Arbeit einbringen. Beispiele sind die Gestaltung von Elternzeit und Elterngeld oder die Familienpflegezeit[1].

Betriebliche Unterstützung:
Unternehmen können flexible Arbeitsmodelle anbieten, die es beiden Geschlechtern ermöglichen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren.

Individuelle Verantwortung:
Jede und jeder Einzelne kann in der eigenen Partnerschaft oder Familie für eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit sorgen.

Ein Blick in die Zukunft des Gender Care Gaps

Erfreulicherweise zeigen aktuelle Daten, dass sich der Gender Care Gap in Deutschland langsam verringert. Lag er bei der letzten Erhebung 2012/2013 noch bei 52,4 Prozent, ist er nun auf 44,3 Prozent gesunken[2]. Das ist ein positiver Trend, aber es bleibt noch viel zu tun.

Der Gender Care Gap ist und bleibt aus meiner Sicht ein wichtiger Indikator für die Gleichstellung in unserer Gesellschaft. Er zeigt uns, dass wir trotz aller Fortschritte noch weit von einer gerechten Verteilung der Sorgearbeit entfernt sind.

Als Gesellschaft stehen wir vor der Herausforderung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Frauen und Männern gleichermaßen ermöglichen, am Arbeitsmarkt präsent zu sein und sich die Aufgaben der Kinderbetreuung und Pflege fair zu teilen[1].

Jede und jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen, den Gender Care Gap zu verringern. Sei es durch die Reflexion der eigenen Rollenbilder, die faire Aufteilung von Sorgearbeit in der eigenen Partnerschaft oder das Eintreten für familienfreundliche Arbeitsbedingungen.

Letztendlich geht es darum, eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – die Möglichkeit haben, sowohl im Beruf als auch in der Familie ihr volles Potenzial zu entfalten. Der Gender Care Gap erinnert uns daran, dass wir auf diesem Weg noch einige Schritte vor uns haben.

Meine Quellen zu diesem Thema

[1] https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/gender-care-gap-sorgearbeit-gerecht-aufteilen/
[2] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gender-care-gap/indikator-fuer-die-gleichstellung/gender-care-gap-ein-indikator-fuer-die-gleichstellung-137294
[3] https://www.fes.de/wissen/gender-glossar/gender-care-gap
[4] https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2021/heft/10/beitrag/gender-care-gap-sorgearbeit-gerecht-verteilen.html
[5] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_073_63991.html
[6] https://www.iss-ffm.de/aktuelles/neuveroeffentlichung-was-der-gender-care-gap-ueber-geld-gerechtigkeit-und-die-gesellschaft-aussagt
[7] https://www.bmfsfj.de/gendercaregap

Liebe Leserin, du bist gerade hier gelandet, weil du genau danach gesucht hast: Dinge, die man mit 40 nicht mehr tun sollte. Wie schön, dass du dazu meine Seite gefunden hast, denn hier gebe ich dir die – wie ich finde – einzig richtige Antwort darauf. Und die ist voll simpel:

Sich nicht mehr von irgendwelchen Frauenmagazinen vorschreiben lassen, was man wann zu tun und zu lassen hat.

Ganz ehrlich, die Zeiten, in denen ich mir Ratschläge von Magazinen geholt habe, sind ungefähr seit meinem BRAVO-Abo und dem Dr. Sommer Team vorbei. Gilt das nur für mich? Als ich anfing, mich mit dem Thema „Midlife Crisis bei Frauen“ zu beschäftigen, sah ich, wie viele Frauen jeden Monat diese Phrase da oben googeln. Und ich frage euch jetzt mal zurück:

Ladies, was wollt ihr euch denn noch alles vorschreiben lassen?

Zu mir meinte neulich jemand, mit 40 sei man zu alt, um Glitzer-Eyeliner zu tragen. Als Reaktion darauf habe ich mir direkt mal Glitzer-Eyeliner in allen Farben des Regenbogens bestellt. Überkompensieren kann ich.

Oder auch so ein Klassiker: Mit 40 sollte man die Haare nicht mehr lang tragen.

Mehrere Jahre sind mir durch die f*cking Prämenopause ohne Ende die Haare ausgefallen. Und jetzt, da sie endlich wieder in Massen und gesund wachsen, soll ich sie mir abschneiden lassen? Nur, weil irgendwer da draußen lange Haare bei Frauen über 40 albern findet?

Finde ich schon erstaunlich, was ich alles zu lassen hätte, wenn ich auf euch hören würde.

Während meiner Recherche zu dem Thema bin ich auf etliche Beiträge gestoßen und sehr viele Listen. Hier mal ein Auszug aus den Don’t’s. Ich verlinke die Artikel nicht, sonst schenke ich ihnen ja mehr Aufmerksamkeit, als sie meiner Meinung nach bekommen sollten.

Einer dieser Artikel sagt, was ich mit Ü40 nicht mehr besitzen darf:

  • Strumpfhosen mit Laufmaschen (Tenor: leiste dir was Gutes): Und was, wenn ich morgen meine Punk-Phase nachholen möchte, die ich als Teenager übersprungen habe?
  • Kleider besitzen, die ich seit 20 Jahren nicht mehr getragen habe: Wisst ihr was? Die Klassiker in meinem Schrank werfe ich doch nicht weg, nur, weil ich befürchte, ich könnte damit aus der Mode fallen. Das ist mir sowas von wumpe.
  • T-Shirts von Ex-Freunden: Ganz ehrlich. Wir sind doch keine Teenager mehr. Die hat man in unserem Alter doch schon zusammen mit dem Ex-Freund aus dem Fenster geworfen – oder nie besessen.
  • Kitschige Handyhüllen: Schade, gerade letzte Woche habe ich die durchsichtige Handyhülle mit der Flüssigkeit innen drin und den goldenen Glitzerpartikeln weggeworfen. Sie sah nicht mehr so toll aus, aber das Rumdrücken darauf hat mich total entspannt. Könnte ich bei Gelegenheit mal nachkaufen…
  • Choker: Als Linedancerin habe ich ca. 10 Jeans-Choker im Schrank. Ich weiß schon, ihr meint die Plastik-Dinger aus den Neunzigern, mit den hübschen Mustern. Sowas habe ich noch nie getragen, weil es noch nie zu mir gepasst hat.

Der nächste Artikel sagt mir noch genauer, was ich mit 40 nicht mehr tragen sollte:

  • Teile aus Polyester: Habe ich noch nie gern getragen, auch mit Anfang 20 nicht. Aber Kleidungsstücke aus Kunstfaser sind nunmal günstig. Und nicht alle haben genug Scheinchen im Portemonnaie, um dem allgegenwärtigen Modedruck bei Breuninger zu begegnen. Auch mit Ü40 noch nicht. Die Arroganz solcher Artikel nervt mich eh ohne Ende.
  • Modeschmuck, der verfärbt: Fand ich auch schon mit Anfang 20 nicht toll. Natürlich sieht das billig aus und ist oft auch nicht besonders gesund. Bahnbrechender Hinweis!
  • Acrylwolle in allen Formen: Ja, puh.

Und dann steht in diesen Artikeln auch noch, ich solle mich mit Ü40 „von falschen Idealen verabschieden“, und ich sei toll so, wie ich bin. Soll das ein Witz sein?

Ihr wollt mir doch mit diesem „Dinge, die man mit 40 nicht mehr machen sollte“-Mist diese falschen Ideale doch gerade erst eintrichtern.

Wovon ich mich also am allerliebsten verabschiede, sind solche Artikel, die mit erst erklären, was ich jetzt mit 40 nicht mehr besitzen darf, um mir dann noch per Affiliate-Link die besseren Alternativen zu verkaufen. Ihr müsst eure Leserinnen für superdämlich halten. Möge das nächste Helpful-Content-Update von Google diesen toxischen Müll kräftig mit in die SI-Absturz-Hölle ziehen.